Dr. Roland Spohn
Biologe

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Die Passionsblume als Heilpflanze sowie als "Flora Magia" der Leidensgeschichte


Urheberrecht für Text und Bilder: Dr. Roland Spohn

Außer den Zeichnungen und künstlerischen Umsetzungen zu Passionsblumen sind im Fotoarchiv Aufnahmen zu vielen Passionsblumenarten und -sorten vorhanden. Besonders zahlreiche Motivvarianten habe ich von der pharmazeutisch verwendeten Art Passiflora incarnata (Passiflorae herba).

Die Heilpflanze Passiflora incarnata, Fleischfarbene Passionsblume


Passiflora incarnata, Fleischfarbene Passionsblume

Aquarell DIN A4
Die passionierten Schläfer

Radierung, Strichätzung und Aquatinta auf Zinkplatte
33 x 25 cm

Passiflora incarnata, Fleischfarbene Passionsblume

Tuschefederzeichnung DIN A4


Das Kraut der Fleischfarbenen Passionsblume (Passiflora incarnata), hat eine beruhigende Wirkung und wird deshalb auch bei Einschlafstörungen eingesetzt. Die beiden Illustrationen zeigen die verwendeten Pflanzenteile.
In der Radierung dient jedes Kelch- und Kronblatt dieser Passionsblume einem Schläfer als Unterlage. Unterhalb der Blüte ist das molekulare Grundgerüst der C-Glycosylflavone dargestellt, die für die sedative Wirkung verantwortlich sind, sowie ein HPLC-Chromatogramm (Fingerprint) von Passionsblumen-Kraut. Im aromatischen Molekülgerüst beginnt eine EEG-Kurve und zeigt im Zeitraffer den Übergang vom aktiven Wachzustand zum entspannten Wachsein, Dösen bis hin zum mitteltiefen Schlaf. Diese Abfolge der Stadien dauert in natura im Normalfall etwa eine halbe Stunde und wird von Passionsblumen-Kraut gefördert.
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Die Passionsblume als Zierpflanze und im religiösen Bezug

Der Name der Blume Die Amanduspassion D' Reigschmeckte

Der Name der Blume
(Passiflora x alata)
Öl, Tusche, Wachsmalstifte
auf Elefantenhautpapier
60 x 80 cm

Die Amanduspassion
(Passiflora caerulea)
Öl auf Leinwand
120 x 80 cm

D'Reigschmeckte
(Passiflora foetida, Passiflora incarnata; außerdem Nigella-Arten)
Aquarell, Tusche
50 x 60 cm

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Die Signaturenlehre der Passionsblume

Passionsblumen (Zyklus zusammengesetzt)

Passionsblumen (Zyklus Teil 1) Passionsblumen (Zyklus Teil 2) Passionsblumen (Zyklus Teil 3) Passionsblumen (Zyklus Teil 4)

Passionsblumen (Vierteiliger Bildzyklus 1993 - 1995)
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Passionsblumen sind heute als Zierpflanzen allgemein bekannt und beliebt. Passiflora incarnata ist darüberhinaus in Form von Phytotherapeutika oder Homöopathika zumindest jedem Apotheker geläufig. Seit ihrer Einführung in Europa Anfang des 17. Jhd. beschäftigten sich auch immer wieder Künstler mit dieser Pflanze und vor allem ihrer christlichen Symbolik. Während ältere Darstellungen höchstens einzelne Symbole direkt ins Bild umsetzten, hat der Biologe und Künstler Roland Spohn in einem Bildzyklus möglichst viele der Deutungen verarbeitet.

Angeregt zu dem vierteiligen Zyklus "Passionsblumen" wurde Roland Spohn während seines Biologiestudiums an der Universität Tübingen, als er zum ersten Mal in den Bann der Legenden um die "Leidensblume" gezogen wurde. Sie "ist ein Mirakel für alle Zeiten hin, die göttliche Liebe hat darin mit eigener Hand die Schmerzen Christi bezeichnet" hatte im 17. Jhd. der Jesuit Ferrari in Siena festgestellt, als er der damals in der Medizin üblichen Signaturenlehre folgend in der Pflanze Symbole des Leidensweges Jesu erkannte [5]. In der Fülle ihrer Symbole übertraf diese von Seefahrern aus der Neuen Welt mitgebrachte "Flora Magia" alle bis dahin bekannten und als religiöse Zeichen gedeuteten Pflanzen.

Die Darstellung der "Blume der Passion" wurde zu einer Herausforderung für Roland Spohn, sowohl für den Biologen in ihm als auch für den Künstler, der viele seiner Motive aufgrund von Form-, Sinn- oder Namensverwandtschaften zusammenstellt.

Die vier Teilbilder entstanden nach genauer Recherche in zweijähriger Arbeit von 1993 - 1995. Jedes Teilbild ist im Original 44 x 62 cm groß. Die Pflanzen und ihre religiösen Deutungen sind in schwarzer Tusche mit sehr feiner Feder in der Punkttechnik gezeichnet und werden von biblischen Szenen z.T. bekannter Maler ergänzt. Diese Szenen sind mit lavierter Tusche und Pinsel ausgeführt. Die dabei entstehenden "vergilbt" wirkenden Grautöne verleihen dem Zyklus einen ehrwürdig-alten Charakter. Die Teilzeichnungen lassen sich paßgenau aneinander reihen.

Biologie der Passionsblume (Teilbilder 1 und 2)

Die beiden linken Zeichnungen geben in wirrer Dichte die natürliche Wuchsform der Passionsblumen wieder. Der Schwerpunkt liegt auf dem botanischen Aspekt. Drei verschiedene Arten umschlingen sich: die in Brasilien und Argentinien beheimatete, in Süditalien und Griechenland verwilderte Passiflora caerulea (Blaue Passionsblume) [1], die aus den USA stammende Passiflora incarnata (Fleischfarbene Passionsblume) und eine nach Rekonstruktionsvorlagen gezeichnete, bis heute noch u nbestimmbare Art. Diese soll der Klosterschüler und Künstler Jacomo B osio 1610 in sein Werk "Das Kalvarienkreuz" aufgenommen und damit bekannt gemacht haben. Doch ist unsicher, ob er sich nicht auf zwei verschiedene Arten bezogen hat, denn bis heute wurde keine Passionsblume gefunden, die alle von ihm beschriebenen Merkmale vereinigt [2].

Zwischen den einzelnen Pflanzen tummeln sich Insekten, die alle in Bezug zur Passionsblume stehen: Ameisen holen sich an den extrafloralen Nektarien der Blätter die süßen Nektartropfen und auf einer Blüte von Passiflora incarnata streckt eine Biene mühsam ihren Rüssel durch die dicht stehenden "Strahlen" der Nebenkrone, um an den Nektar in der ringförmigen Vertiefung zu gelangen. Dabei stößt sie an die geöffneten Antheren der herabgebogenen Staubblätter. Ihr Rücken wird mit Pollen bepudert, den sie beim Besuch der nächsten Blüte an deren Narben abstreift. An einer Ranke derselben Pflanze hat sich die Raupe eines Passionsfalters (Heliconius sp.) zur Verpuppung aufgehängt. Diese Raupen, die sich von den Blättern verschiedener Passionsblumenarten ernähren, können die Pflanze bei starkem Befall sehr schädigen.

In den beiden rechten Bildern des Zyklus sind in spiegelbildlicher aber loser Anordnung die Ranken, Blätter, Knospen und Blüten der beiden linken Teilbilder umgezeichnet und mit den religiösen Deutungen ergänzt, die die Mönche des 17. Jhd. darin erkannt haben.

Allgemeine christliche Symbole (Teilbild 4)

Im äußeren Bild sind Deutungen dargestellt, die nicht direkt die Folterung und Kreuzigung, die Passion Jesu, sondern in der Regel das Geschehen davor betreffen: Die große Blüte von Passiflora caerulea rechts unten enthält in den zehn Blütenhüllblättern zehn Apostel [1,2,3]. Nur zehn? Petrus und Judas fehlen, denn sie haben den Herrn entweder verleugnet oder verraten. Die Blüte von Passiflora incarnata darüber trägt den als Kelch gedeuteten Androgynophor [3]. Die Blüte von Passiflora caerulea rechts oben enthält in ihren weißen Blütenblättern Symbole der Reinheit [2]. Oben links sieht man Jesus ins Gebet versunken. Er wird umgeben von der auch als Glorienschein gedeuteten Nebenkrone von Passiflora incarnata [1,3]. Seine Jünger schlafen derweil unter dieser Blüte. Dieser Aspekt verläßt die christliche Symbolik und soll auf die für die Phytotherapie interessante sedierende Wirkung hinweisen [1]. Unter den Schlafenden verrät Judas mit einem Kuß seinen H errn und kassiert dafür die 30 Silberlinge, als die man die runden Nektardrüsen auf der Blattunterseite einiger Passionsblumenarten interpretierte [2,4]. Jesus und Judas sind von den riesigen Händen der Verfolger und Ankläger umgeben, den Blättern von Passiflora caerulea [1,2,3]. Von der einen Hand rinnen Wassertropfen. Sie gehört Pontius Pilatus, der in der Szene darunter vor den Hohepriestern und dem verurteilten Christus seine Hände in Unschuld wäscht. Diese Szene leitet zur Geißelung über, die auf dem linken der beiden religiösen Bilder dargestellt wird.

Die Passion Jesu (Teilbild 3)

Dieses Bild zeigt in erster Linie Signaturen, die direkt mit der Passion zu tun haben. Sie umgeben den Gekreuzigten, der der Darstellung des Isenheimer Altars von Meister Mathis von Aschaffenburg entlehnt ist.

Die Ranken der Pflanze erinnern, wenn sie sich nach neuem Halt suchend ausstrecken und drehen, an die Geißel, mit der Jesus gefoltert wird [1,3,5]. Finden die Ranken keinen Halt, verdrillen sie sich eng und werden so zu den Seilen, mit denen Jesus gebunden wird [2].

Die lanzettlichen oder dreilappigen Blätter, die für einige Passionsblumenarten typisch sind, stellen die Lanze des Legionärs Longinus dar, mit der er Jesus in die Seite sticht [1,2,3,4].

Besonders symbolträchtig auch in Bezug auf die Passionsgeschichte ist die Blüte.

Bereits in der Knospe kann man eine Dornenkrone erkennen, wenn die kleinen Spitzen der Kelchblätter beieinander liegen und sich verzahnen [5]. Die drei Hochblätter, die die Knospe einhüllen, symbolisieren zum einen die drei Marien (die Gottesmutter, deren Schwester und Maria Magdalena), die unter dem Kreuz stehen [7], zum anderen aber auch die Dreieinigkeit Vater, Sohn und Heiliger Geist [2].

Für die auffallende und bizarre Nebenkrone gibt es im Zusammenhang mit der Passion mehrere Deutungen: Sie wird zur Dornenkrone auf dem Haupte des Gekreuzigten [1,2,3,4] oder, wie rechts unten dargestellt, zu den blutgefärbten Fransen der Peitsche [2] oder zu den bei der Geißelung zerrissenen Kleidern Jesu [5]. Der Androgynophor wird dort zur Geißelsäule [5]. Aus der Blüte darüber tropft der Nektar als Tränen Jesu [7].

Die Blüte am Querbalken des Kreuzes enthält in Form der drei Narben die drei Nägel, mit denen Jesus ans Kreuz geschlagen wird [3,4,5]. Ihre fünf längsgeteilten Antheren sind die fünf Wundmale, die Jesus am Kreuz zugefügt werden [3,5]. In Peru heißt die Passionsblume deshalb auch heute noch "Blume der fünf Wundmale" [2,4].

Selbst nach der Blüte entsteht ein neues Symbol: Die Frucht. Ihr Gewebe ist ähnlich beschaffen wie der essig- oder gallegetränkte Schwamm [5].

Doch auch damit ist die Signaturenvielfalt noch nicht erschöpft, weder auf dem Bild von Roland Spohn noch in den Legenden der Gläubigen.

Mag sein, daß die Zugehörigkeit der Gläubigen zu verschiedenen Orden zu der Fülle von Deutungen geführt hat. Bosio war Augustiner [2], von Dominikanern in Bologna wurden zur selben Zeit verschiedene Abbildungen und Beschreibungen veröffentlicht [4], der Heilkundige und Botaniker Pater J.B. Ferrari war Jesuit [1] und John Parkinsons, der die Passionsblume 1629 beschrieb, war Protestant [4]). Doch eher scheint es so, als wäre die Phantasie der Frommen durch die faszinierende Schönheit der Pflanze selbst beflügelt worden.

Literatur:

[1] MEIER, B. (1995): Passiflora incarnata L. - Passionsblume. Portrait einer Arzneipflanze. Zeitschrift für Phytotherapie 16, S. 115 - 126.

[2] VANDERPLANK, J. (1991): Passion Flowers and Passion Fruit. Cassel Publishers Limited, London.

[3] HEGI, G. (1991): Illustrierte Flora von Mitteleuropa. Bd. 5, S. 657 - 600. Paul Parey-Verlag, Hamburg.

[4] MOLLENHAUER, H. P. (1962): Die Grenadilla (Passiflora edulis Sims). Deutsche Apotheker-Zeitung 36, S.1097 - 1101.

[5] FERRARI, J.B. (1633): De florum cultura, Rom. (zitiert nach [6]).

[6] GENAUST, M. (1983): Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen. 2. Auflage, Birkhäuser, Basel-Boston-Stuttgart, S. 280.

[7] FUNKE, H. (1983): Das Geheimnis der Passionsblume. Naturheilpraxis 9, S. 1100 - 1102.